Abschlussbericht temporäre Radspuren

Abschlussbericht zu unserem Besuch der temporären Radspuren in Gladbeck und Marl – Aufbruch Fahrrad Bottrop

1. Befahrung der Radspuren
2. Auswirkungen auf die Verkehrsgruppen
3. Fazit

1. Befahrung der Radspuren

Gemeinsam mit interessierten Radfahrerinnen und Radfahrern haben wir die temporären Radspuren in Gladbeck an der Buersche Straße und in Marl an der Willy-Brandt-Allee befahren.

In den beiden Städten wurden wir von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Verwaltungen sowie von den Initiativen Gladbeck Mobil, Radentscheid Marl und Radler-Stammtisch Marl ausführlich über die jeweiligen Verkehrsversuche informiert.

Vor Ort waren auch Lokalpolitikerinnen und Lokalpolitiker der Parteien CDU und Grüne anwesend, die die Befürwortung ihrer Parteien zu den Verkehrsversuchen nochmals bekräftigten. Aus Bottrop folgte die Lokalpolitik der Parteien CDU und Grüne unserer Einladung.

Die Befahrung der temporären Radspuren fand an einem Samstag zwischen 11:30 und 12:00 Uhr in Gladbeck sowie zwischen 13:00 und 14:00 Uhr in Marl statt.

Da diese Zeiträume relativ kurz waren, lassen wir zusätzlich die Erfahrungen von Radfahrenden einfließen, die die temporären Radspuren in den beiden Städten unter der Woche und zu verschiedenen Zeiten nutzen.

Reallabor Willy-Brandt-Allee in Marl

2. Auswirkungen auf die Verkehrsgruppen

a) Kfz-Verkehr:
Sowohl in Gladbeck, als auch in Marl, scheint die Umwandlung einer Kfz-Fahrspur in eine separate Radspur keine Autostaus zu verursachen, da das Aufkommen des Kfz-Verkehrs in den beiden betroffenen Bereichen ohnehin eher gering ist.
In Marl soll es in den Hauptverkehrszeiten vereinzelt zu Rückstaus beim Kfz-Verkehr kommen, zu denen es aber auch bereits vor der Einrichtung der Radspuren immer wieder kam.
In Gladbeck entstehen nun sogar weniger Rückstaus, da aufgrund der weggefallenen Parkplätze das Ein- und Ausparken der Kfz entfällt und die Radfahrenden dort nicht mehr auf der zu schmalen Fahrbahn unterwegs sind. Einen erhöhten Parkplatzsuchverkehr konnten wir nicht beobachten.

b) Radverkehr:
Der Radverkehr ist auf den temporären Radspuren in beiden Städten wesentlich sicherer, komfortabler und zeitsparender unterwegs.
Einige Radfahrende berichten von Kraftfahrenden, die unachtsam abbiegen oder die Radspuren befahren. Dieses begründet sich vermutlich auf die nach Jahrzehnten geänderte Verkehrsführung, an die sich Kraftfahrende offensichtlich erst gewöhnen müssen.
Aus verschiedenen Gründen halten sich einige Rad- und E-Scooterfahrende nicht an die Verkehrsregeln. Anstatt der sicheren Radspuren befahren sie Gehwege oder sind als Geisterfahrer unterwegs. Regelverstöße gab es bereits vor der Einrichtung der Radspuren, allerdings in höherem Ausmaß. In diesen Fällen hilft leider nur Aufklärung und Kontrolle.

c) Fußverkehr:
Durch die Einrichtung der Radspuren in Marl steht den Zufußgehenden im betreffenden Bereich mehr Platz zur Verfügung, da das Radfahren auf den ursprünglichen sanierungsbedürftigen Hochboard-Radwegen nun mit Zeichen 254 verboten ist.
In den betroffenen Bereichen in Gladbeck haben die Zufußgehenden ebenfalls keine Nachteile durch die Maßnahme.

Reallabor Willy-Brandt-Allee in Marl

3. Fazit

Bei unserem Besuch in Gladbeck und Marl haben wir erfahren, dass die meisten Argumente gegen den Umbau von Kfz-Fahrspuren zu temporären oder permanenten Radspuren widerlegt werden können.

Die Gegner separater Radspuren wissen meistens nicht, worum es bei den Maßnahmen geht, weil sie keine persönliche Erfahrung mit diesem Thema haben oder noch nicht einmal mit einer solchen in Berührung gekommen sind. Oft werden widerlegbare oder erfundene Begründungen übernommen, die z.B. über die sozialen Medien verbreitet werden.

Die Nachteile sind kaum nennenswert, da sie sich nur auf den ohnehin seit Jahrzehnten bevorteilten Kfz-Verkehr beziehen. Kleinere Rückstaus sind zum Beispiel kein Nachteil, wenn diese auch ohne separate Radspuren entstehen.

Separate Radspuren
• erhöhen die Sicherheit der ungeschützten Verkehrsteilnehmenden
• geben dem Radverkehr den Platz, der ihm nach Recht und Gesetz zusteht
• steigern den Radverkehrsanteil und senken den Kfz-Verkehr im Sinne der Verkehrswende und des Klimaschutzes
• reduzieren die hohen Kosten des Straßenverkehrs
• machen Schulwege sicherer

Die oben genannten Vorteile von separaten Radspuren rücken durch zu wenig Aufklärung oder durch Desinformation (z.B. falsch kommunizierte Kosten für die Einrichtung) komplett in den Hintergrund. Daher ist die Kommunikation mit Bürgerinnen und Bürgern äußerst wichtig.

Verkehrsversuch Buersche Straße in Gladbeck

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